Mechanische Arbeit¶
Wirkt eine Kraft auf einen Körper ein und bewirkt dabei eine Verformung, eine Beschleunigung oder ein Anheben des Körpers, so wird physikalische Arbeit verrichtet. Um die Größe der verrichteten Arbeit zu bestimmen, müssen der Betrag der Kraft und die Länge des Weges, entlang dessen die Kraft wirkt, bekannt sein.
Definition:
Die Arbeit ist das Produkt aus der in Richtung des Weges wirkenden Kraft und der zurückgelegten Wegstrecke :[1]
(1)¶
Einheit:
Die Einheit der Arbeit ist nach Gleichung (1) das Produkt der Einheiten von Kraft und Weg. Sie wird nach James Prescott Joule kurzerhand Joule genannt.
Beispiele:
- Die Gewichtskraft einer Tafel Schokolade entspricht in guter Näherung . Hebt man eine Tafel Schokolade einen Meter weit an (egal von welcher Position aus), so verrichtet man dabei eine Arbeit von .
- Hebt man Tafeln Schokolade einen Meter weit an, so verrichtet man entsprechend eine Arbeit von . Mit der gleichen Arbeit könnte man jeweils auch eine Tafel Schokolade um anheben.
- Um zwei Tafeln Schokolade zwei Meter weit anzuheben, muss man eine Arbeit von verrichten.
Unter der Bedingung, dass die Kraft konstant ist und in beliebiger, aber fester Richtung wirkt, gilt:
Hierbei bezeichnet den Winkel zwischen der wirkenden Kraft und der zurückgelegten Wegstrecke.
Arten mechanischer Arbeit¶
Bei mechanischen Prozessen sind die folgenden Arten mechanischer Arbeit von entscheidender Bedeutung:
Hubarbeit
Erfahrungsgemäß ist es einfacher, einen leichten Körper hoch zu heben als einen schweren. Doch auch beim Heben zweier gleich schwerer Körper gibt es Unterschiede: Je weiter man einen Körper hoch heben muss, desto mehr Arbeit ist dafür nötig.
Definition:
Die Hubarbeit ist proportional zur Gewichtskraft eines angehobenen Körpers und zur Hubhöhe :
(2)¶
Die Hubarbeit kann mit Hilfe der Formel für die Gewichtskraft () auch als geschrieben werden.
Reibungsarbeit
Um einen Körper auf einer waagrechten Ebene gleichförmig zu bewegen, muss der Reibungskraft eine gleich große Gegenkraft entgegenwirken.
Definition:
Die Reibungsarbeit ist proportional zur Reibungskraft und zur zurückgelegten Wegstrecke :
(3)¶
Beim gleichzeitigen Auftreten mehrerer Reibungskräfte (beispielsweise Rollreibung und Luftwiderstand) entspricht der Summe aller auftretenden Reibungskräfte.
Spannarbeit
Die Spannkraft, die ein elastischer Körper (beispielsweise eine Schraubenfeder) einer Stauchung oder Streckung entgegensetzt, ist nicht konstant, sondern nimmt gleichmäßig mit der Auslenkung zu:
- Die anfängliche Spannkraft der Feder in der Ruhelage ist Null.
- Wird die Feder um eine Wegstrecke ausgelenkt, so beträgt die Spannkraft der Feder .
Entlang der Strecke muss im Durchschnitt nur die Hälfte der (maximalen) Spannkraft am Auslenkungspunkt aufgewendet werden. Für die durchschnittlich nötige Kraft gilt also:
Dies gilt allgemein für elastische Verformungen.
Definition:
Die zur Verformung eines elastischen Körpers (beispielsweise einer Schraubenfeder) nötige Spannarbeit ist proportional zur durchschnittlichen Spannkraft und der dazugehörigen Auslenkung :
(4)¶
Die Spannarbeit kann mit Hilfe der Formel für die Spannkraft () auch als geschrieben werden, wobei die (oftmals experimentell zu bestimmende) Federkonstante des Körpers angibt.
Beschleunigungsarbeit
Zur Überwindung der Trägheit ist eine Kraft notwendig. Die zugehörige Arbeit, die bei einer Beschleunigung entlang einer Strecke auftritt, heißt Beschleunigungsarbeit.
Definition:
Die Beschleunigungsarbeit eines zunächst ruhenden Körpers der Masse ist proportional zum Quadrat der Endgeschwindigkeit , die dieser erreicht:[2]
(5)¶
Besitzt der Körper bereits eine Anfangsgeschwindigkeit und wird auf eine Endgeschwindigkeit beschleunigt, so beträgt die Beschleunigungsarbeit .
Rotationsarbeit
Zur Überwindung der Trägheit ist für eine Rotation ein Drehmoment notwendig. Die zugehörige Arbeit heißt Rotationsarbeit.
Definition:
Die Rotationsarbeit eines zunächst ruhenden Körpers mit Trägheitsmoment ist proportional zum Quadrat der Winkelgeschwindigkeit , die dieser erreicht:
(6)¶
Besitzt der Körper bereits eine Anfangsgeschwindigkeit und wird auf eine Endgeschwindigkeit beschleunigt, so muss in Gleichung (6) anstelle die Differenz beider Winkelgeschwindigkeiten eingesetzt werden.
Goldene Regel der Mechanik¶
Während Kräfte durch entsprechende Hilfsmittel in ihrer Richtung oder ihrem Betrag geändert werden können, kann die für einen mechanischen Prozess nötige Arbeit nicht verringert werden; die Menge an Arbeit bleibt erhalten.
Bei Verwendung eines Kraftwandlers ist die aufgenommene Arbeit stets gleich der abgegebenen Arbeit (Reibung wird vernachlässigt):
Abgesehen von Reibungsverlusten bleibt das Produkt aus Weg und Kraft (entlang des Weges) stets konstant. Eine umgangssprachliche Formulierung für das Prinzip der Kraftwandlung („die goldene Regel der Mechanik“) lautet daher:
„Was an Kraft eingespart wird, muss an Weg zugesetzt werden.“
Beispiele:
Bei einer festen Rolle ist die zum Heben aufgewendete Kraft gleich der wirksamen Kraft . Der Weg der Kraft ist gleich dem Weg der Kraft . Somit gilt:
Bei einer losen Rolle ist die zum Heben aufgewendete Kraft gleich der Hälfte der wirksamen Kraft . Der Weg der Kraft ist allerdings doppelt so groß wie der Weg der Kraft . Insgesamt gilt:
Um einen Körper mit einer Gewichtskraft auf eine Höhe zu heben, ist die Hubarbeit nötig. Verschiebt man ihn hingegen entlang des längeren Weges einer schiefen Ebene nach oben, so ist die nötige Kraft um das Verhältnis geringer. Es gilt:
Anmerkungen:
[1] | Die Arbeits-Formel gilt streng genommen nur, wenn die wirkende Kraft F konstant ist. Ist die Kraft nur innerhalb einzelner Zeitabschnitte konstant, so muss man die Formel für jeden dieser Zeitabschnitte einzeln anwenden und die jeweiligen Teilbeträge summieren. Im Fall einer sich kontinuierlich ändernden Kraft wird aus der Summe ein Integral . |
[2] | Um die Formel für die Beschleunigungsarbeit herzuleiten, geht man von der allgemeinen Definition der Arbeit aus. Für die Kraft kann man das allgemeine Kraftgesetz einsetzen. Für die Wegstrecke kann man die Bremsformel nach auflösen. Erfolgt die Beschleunigung aus dem Stillstand , so ist . Setzt man auch diesen Ausdruck in die allgemeine Definition der Arbeit ein, so erhält man: |
Hinweis
Zu diesem Abschnitt gibt es Experimente und Übungsaufgaben.