Ganz- und gebrochenrationale Funktionen¶
Ganzrationale Funktionen¶
Ganzrationale Funktionen haben allgemein folgende Funktionsgleichung:
(1)¶
Hierbei bezeichnet man den größten Exponenten des
Polynoms als „Grad“ der Funktion, die reellen Zahlen
bis
nennt man Koeffizienten. Ganzrationale Funktionen haben allgemein folgende
Eigenschaften:
Ganzrationale Funktionen sind für alle reellen Zahlen definiert, es gilt also
. Sie sind im gesamten Bereich stetig, der Funktionsgraph ergibt also eine kontinuierliche Kurve ohne Sprünge („glatt, aber meist wellig“).
Jede Potenzfunktion
mit
wird für große
-Werte unendlich groß, da
ist. Bei einer ganzrationalen Funktion richtet sich der Grenzwert nach der höchsten Potenz und hat das gleiche Vorzeichen wie der dazugehörige Koeffizient.
Jede ganzrationale Funktion
-ten Grades hat maximal
verschiedene Nullstellen.
Ebenso ist es möglich, dass bei der Bestimmung der Nullstellen ein Wert mehrfach vorkommt. In diesem Fall ist die Nullstelle mehrfach zu zählen, wobei der Vielfachheit folgende Bedeutung zukommt:
- Bei geradzahlig-mehrfachen Nullstellen berührt der Funktionsgraph die
-Achse, verbleibt allerdings auf der selben Seite der Achse.
- Bei ungeradzahlig-mehrfachen Nullstellen schneidet der Funktionsgraph die
-Achse.
- Bei geradzahlig-mehrfachen Nullstellen berührt der Funktionsgraph die
Aus Potenzfunktionen zusammengesetzte Funktionen sind meist weder gerade noch
ungerade, außer sie bestehen ausschließlich aus nur geraden oder nur ungeraden
Potenzfunktionen. Sowohl gerade als auch ungerade Funktionen haben besondere
Stellen (Nullstellen, Extremstellen und Wendepunkte), sofern
ist, stets paarweise. Die
-Werte der besonderen
Stellen unterscheiden sich dabei nur in ihrem Vorzeichen, es ist also
. Zudem haben sie folgende Eigenschaften:
- Ganzrationale Funktionen geraden Grades sind stets einseitig beschränkte Funktionen. Sie haben entweder keine oder eine gerade Anzahl an Nullstellen, die unter Umständen mehrfach zu zählen sind.
- Ganzrationale Funktionen ungeraden Grades sind stets unbeschränkt und haben stets (mindestens) eine Nullstelle. Die Gesamtzahl der Nullstellen ist stets ungerade.
Im Folgenden werden die obigen und weitere Eigenschaften am Beispiel der häufig
vorkommenden linearen und quadratischen Funktionen, also den einfachsten
Vertretern von ganzrationalen Funktionen (mit beziehungsweise
), näher beschrieben.
Lineare Funktionen¶
Wenn eine Größe in gleichem Maß zunimmt wie auch eine andere Größe wächst, so nennt man den Zusammenhang direkt proportional oder linear. Die zugehörige mathematische Funktion hat folgende Form:
Lineare Zusammenhänge zweier Größen treten im Alltag – beispielsweise bei Dreisatz-Aufgaben – sowie in den Naturwissenschaften sehr häufig auf.
Beispiele:
- Je größer die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs ist, desto länger ist die Wegstrecke, die es in einer bestimmten Zeit zurücklegt.
- Je mehr Plätzchen auf Vorrat gebacken werden, desto länger kann man davon naschen (vorausgesetzt, jeden Tag werden gleich viele Plätzchen verspeist).
- Je mehr Geld man ausgeben möchte, desto mehr muss man verdienen. Oder: Je sparsamer man mit einer bestimmten Menge Geld umgeht, desto länger kann man davon leben. Ähnlich ist es mit dem Benzinverbrauch eines Fahrzeugs.
Der Graph einer linearen Funktion ist eine Gerade, die umso steiler verläuft, je
größer der Proportionalitätsfaktor ist;
wird daher auch aus
„Steigung“ der linearen Funktion bezeichnet. Der Wert
stellt den
Anfangswert dar (das Ergebnis der Funktion, wenn
ist).

Graphen der linearen Funktionen beziehungsweise
mit unterschiedlichen Parametern
(links) und
(rechts).
Eine Funktion heißt proportional, wenn das Verhältnis der Größen
immer einen konstanten Wert hat, wenn also
gilt. Das ist genau dann der Fall, wenn
ist. Bei proportionalen Funktionen handelt es sich folglich um lineare
Funktionen, die üblicherweise durch den Koordinatenursprung verlaufen und eine
positive Steigung aufweisen.
Quadratische Funktionen¶
In manchen Situationen wächst eine Größe durch den Einfluss einer anderen Größe
stärker als proportional. Nimmt eine Messgröße um das -fache
zu, während die Ausgangsgröße den
-fachen Wert annimmt, so
nennt man die zugehörige Funktion quadratisch.
Beispiele:
Ein Quadrat mit einer
-fachen Seitenlänge
besitzt einen
-fachen Flächeninhalt
.
Die Fläche
eines Kreises wächst ebenfalls quadratisch mit zunehmendem Radius an. Zur exakten Berechnung muss der Radius
quadriert und mit der Kreiszahl
multipliziert werden.
Die Strecke, die ein Körper im freien Fall (ohne Reibung) zurücklegt, nimmt quadratisch mit der Zeit zu: Nach einer Sekunde hat der Körper knapp 5 Meter zurückgelegt, nach zwei Sekunden 20 Meter, nach drei Sekunden 45 Meter, nach vier Sekunden 80 Meter, usw. Allgemein gilt für die Fallstrecke
mit der Erdbeschleunigung
folgende Formel:
Der Graph einer quadratischen Funktion ist eine Parabel beziehungsweise ein Stück davon.
Die Normalparabel
Allgemein besitzt eine quadratische Funktion folgende Form:
(2)¶
Im einfachsten Fall sind die beiden Parameter sowie
. Die Funktion vereinfacht sich damit zu:
(3)¶
Den zu Gleichung (3) gehörigen Funktionsgraphen nennt man
Normalparabel. Ihre Funktionswerte ergeben sich jeweils durch Quadrieren der
eingesetzten -Werte.
Die Besonderheiten einer Normalparabel sind:
- Der Scheitel der Normalparabel liegt bei
.
- Die Normalparabel ist symmetrisch zur
-Achse. Der Grund hierfür ist, dass sich das Minuszeichen beim Quadrieren aufhebt – Minus mal Minus ergibt Plus.
- Die Normalparabel besitzt nur nicht-negative
-Werte, sie bildet also den Definitionsbereich
auf den positiven Bereich der reellen Zahlen
ab. Der Grund hierfür ist, dass für die Quadratzahl einer jeden reellen Zahl
gilt:
Bedeutung der Parameter und
Durch Variation der Parameterwerte und
ergeben sich
gegenüber der Normalparabel folgende Veränderungen:
Ist der Parameter
, so ist die Parabel gegenüber der Normalparabel gestaucht, ihre Werte wachsen also langsamer als es bei der Normalparabel der Fall ist. Im umgekehrten Fall
ist die resultierende Parabel gegenüber der Normalparabel gestreckt.
Gilt
, so ist die Parabel nach unten hin geöffnet.
Lässt sich eine Parabelgleichung als binomische Formel schreiben, beispielsweise
oder allgemein
, so bewirkt der in der quadrierten Klammer stehende Parameter
eine Verschiebung nach links (falls
) beziehungsweise nach rechts (falls
).
Die Wirkung des Parameters
lässt sich bestimmen, indem man mit Hilfe der ersten Ableitung den Wert des Parabelscheitels allgemein berechnet.[1] Je nach Größe der Werte von
und
bewirkt der Parameter
eine Verschiebung des Parabelscheitels um
in horizontaler und um
in vertikaler Richtung. Im Falle einer Normalparabel (
und
) bewirkt
eine Verschiebung um
in
-Richtung sowie eine Verschiebung um
in
-Richtung.
- Ist der Parameter
, so ist die Parabel nach oben (
) beziehungsweise nach unten (
) verschoben.
Treten mehrere der oben genannten Fälle ein, so kombinieren sich entsprechend die Effekte.
Gebrochenrationale Funktionen¶
Gebrochenrationale Funktionen haben allgemein folgende Funktionsgleichung:
(4)¶
Gebrochenrationale Funktionen bestehen also aus einem Zählerpolynom
mit Grad
und einem Nennerpolynom
mit Grad
. Ist
, so nennt man die Funktion „echt“ gebrochenrational;
andernfalls lässt sich die Funktion mittels Polynomdivision als Summe einer ganzrationalen Funktion und einer echt
gebrochenrationalen Funktion schreiben.
Nullstellen und Polstellen¶
Gebrochenrationale Funktionen sollten stets auf folgende Punkte hin untersucht werden:
- Als Nullstellen von gebrochenrationalen Funktionen werden alle
-Werte bezeichnet, für die der Zählerterm
gleich Null wird, ohne dass der Nennerterm
ebenfalls gleich Null wird.
- Als Polstellen von gebrochenrationalen Funktionen werden alle
-Werte bezeichnet, für die der Nennerterm
gleich Null wird, ohne dass der der Zählerterm
ebenfalls gleich Null wird. Die Funktion ist (wegen der Division durch Null) an solchen Stellen nicht definiert. Der Graph der Funktion ist an Polstellen nicht stetig, sondern nähert sich asymptotisch einer durch entsprechenden
-Wert verlaufenden und zur
-Achse parallelen Geraden an.[2]
Beispiel:
Die folgende Funktion soll auf Nullstellen und Polstellen hin untersucht werden:
Der Zählerterm ist nur für
gleich Null, der Funktionsgraph hat somit nur dort eine Nullstelle. Um die Polstelle(n) zu bestimmen, muss der Nennerterm gleich Null gesetzt werden:
Die Funktion hat also zwei Polstellen bei
und
.
Werden sowohl der Zählerterm als auch der Nennerterm
für einen Wert
gleich Null, so ist die Funktion an dieser Stelle
ebenfalls nicht definiert. Zähler und Nenner enthalten jedoch in diesem Fall
einen gemeinsamen Faktor
, durch den der gebrochenrationale
Term für
gekürzt werden kann.
Hyperbeln¶
Funktionen der Form stellen die einfachsten
gebrochenrationalen Funktionen dar; sie werden Hyperbeln genannt. Alle diese
Funktionen haben bei
eine Polstelle, die
-Achse ist
also eine senkrechte Asymptote. Die zweite, waagrechte Asymptote der Funktion
für
ist die
-Achse.
Alle Hyperbeln haben, da der Zähler stets ungleich Null ist, keine
Nullstellen. Zudem verlaufen die Funktionsgraphen aller Hyperbeln durch den
Punkt .
Aufgrund der Beziehung
lassen sich
Hyperbelfunktionen als Potenzfunktionen mit negativen Exponenten auffassen.
Damit können auch Hyperbeln in gerade und ungerade Funktionen unterteilt werden:
- Die Funktionsgraphen von Hyperbeln mit geraden Exponenten sind
achsensymmetrisch zur
-Achse, sie verlaufen also im ersten und zweiten Quadranten und gehen zusätzlich durch den Punkt
. Im Bereich
sind gerade Hyperbeln streng monoton steigend, im Bereich
streng monoton fallend. Nach unten sind gerade Hyperbeln mit der unteren Schranke
beschränkt.
- Die Funktionsgraphen von Hyperbeln mit ungeraden Exponenten sind
punktsymmetrisch zum Koordinatenursprung
, sie verlaufen also im ersten und dritten Quadranten und gehen zusätzlich durch den Punkt
. Im gesamten Definitionsbereich sind ungerade Hyperbeln streng monoton steigend.
Aufgrund der Beziehung können mit Hyperbeln indirekte Proportionalitäten zwischen
und
beschrieben werden.
Anmerkungen:
[1] | Für die erste Ableitung der Parabelgleichung (2) gilt: Der Parabelscheitel ist die einzige Stelle einer Parabel, an der ihre
Steigung Den zugehörigen |
[2] | Als Asymptote bezeichnet man allgemein eine Gerade oder Kurve, an die sich eine Funktion an einer Polstelle oder im Unendlichen annähert. Bei einer gebrochenrationalen Funktion erhält man für Ist der Grad des Zählers gleich dem Grad des Nenners, so hat die
gebrochenrationale Funktion für |