Kombinatorik¶
In der Kombinatorik wird untersucht, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten sich bei der Anordnung einer bestimmten Anzahl an Objekten ergeben, je nachdem, ob dabei die Reihenfolge der Objekte berücksichtigt wird und/oder die Objekte wiederholt auftreten können.
Permutationen¶
Eine Menge mit Elementen soll unter Berücksichtigung der Reihenfolge
angeordnet werden, wobei jedes Element nur einmal vorkommen darf. Wie viele
verschiedene Anordnungen sind dabei möglich?
Diese Grundfrage lässt sich beantworten, indem Schritt für Schritt geprüft wird,
wie viele Möglichkeiten sich bei der Besetzung jeder einzelnen Stelle ergeben.
Für die Besetzung der ersten Stelle gibt es Möglichkeiten, da noch
kein Element vergeben wurde. Für die Besetzung der zweiten Stelle bleiben nur
noch
Möglichkeiten, da ein Element bereits an der ersten Stelle
vergeben wurde. Für die Besetzung der dritten Stelle bleiben entsprechend noch
Möglichkeiten, und so weiter. Für die letzte Stelle bleibt nur noch
ein Element übrig, somit gibt es auch nur eine Möglichkeit die Stelle zu
besetzen.
Jede Besetzung einer einzelnen Stelle kann mit jeder Besetzung einer anderen
Stelle kombiniert werden. Damit entspricht die Anzahl an
-Permutationen, d.h. an Anordnungen mit Berücksichtigung der
Reihenfolge und ohne Wiederholung der Elemente, dem Produkt aller Möglichkeiten
für die einzelnen Stellen:
(1)¶
Dabei wird mit (gelesen:
Fakultät) die Produktfolge von
bis
bezeichnet.
Beispiel:
Auf wie viele verschiedene Arten lassen sich ein roter, ein grüner, ein blauer, ein gelber und ein weißer Ball in einer Reihe hintereinander legen?
Da es sich insgesamt um fünf Bälle handelt und jeder Ball die erste Position in der Reihe einnehmen kann, gibt es für die Besetzung der ersten Stelle
Möglichkeiten. Für jede mögliche Besetzung der ersten Stelle gibt es
Möglichkeiten, die zweite Stelle zu besetzen, und für jede dieser Anordnungen existieren wiederum
Möglichkeiten zur Besetzung der dritten Stelle. Schließlich gibt es für jede dieser Anordnungen dreier Bälle
Möglichkeiten zur Besetzung der vierten Stelle. Die fünfte Stelle ist automatisch festgelegt, da jeweils nur
Besetzungsmöglichkeit vorliegt. Insgesamt ergibt sich damit folgende Anzahl an Möglichkeiten:
Es gibt somit
verschiedene Möglichkeiten, die fünf Bälle der Reihe nach anzuordnen.
Permutationen mit nicht unterscheidbaren Objekten
Sind von den insgesamt
Objekten nicht unterscheidbar, so
können diese auf
verschiedene Arten auf ihre Positionen verteilt
werden. Da alle diese Möglichkeiten nur eine einzige Anordnung liefern,
würden sie in der Permutations-Gleichung (1)
fälschlicherweise zu einem
-fachen an Kombinationsmöglichkeiten
führen.
Um die Einschränkung an unterschiedlichen Anordnungen zu berücksichtigen, muss
Gleichung (1) durch dividiert werden. Die
Anzahl an
-Permutationen mit
identischen Objekten ist somit
gleich
.
Sind allgemein jeweils der insgesamt
Objekte identisch, so lässt sich die Anzahl an Permutationen
(unterschiedlichen Anordnungen) folgendermaßen berechnen:
(2)¶
Beispiele:
Auf wie viele verschiedene Arten lassen sich die Ziffern
anordnen?
In diesem Fall treten zwei gleichartige Objekte (die zwei Nullen) auf. Für die Anzahl der möglichen Permutationen gilt somit:
Es sind somit drei verschiedene Permutationen
möglich.
Auf wie viele verschiedene Arten lassen sich die Buchstaben des Wortes „Mississippi“ anordnen?
Wären alle elf Buchstaben voneinander verschieden, so gäbe es
unterschiedliche Anordnungsmöglichkeiten. Von diesen Anordnungen sind allerdings
identisch, da es sich bei den vier Buchstaben „i“, den vier Buchstaben „s“ und den zwei Buchstaben „p“ um nicht unterscheidbare Objekte handelt, und die verschiedenen Anordnungsmöglichkeiten der gleichen Buchstaben jeweils zu nur einer einzigen zusammenfallen. Insgesamt ergibt sich somit folgende Anzahl an möglichen Anordnungen:
Es gibt also
verschiedene Möglichkeiten, die elf Buchstaben unter Berücksichtigung der Reihenfolge anzuordnen.
Variationen¶
Bei einer Variation wird aus einer Menge von -Elementen eine Auswahl an
Elementen entnommen; dabei wird die Reihenfolge der entnommenen
Elemente berücksichtigt.
Variationen ohne Wiederholung
Wird aus einer Menge mit Elementen eine Anzahl an
Elementen entnommen, wobei kein Element mehrfach vorkommen darf, so ergibt sich
(unter Berücksichtigung der Reihenfolge) eine bestimmte Anordnung der
Elemente. Mathematisch wird eine solche Anordnung
als „Tupel“ bezeichnet.[1]
An der ersten Stelle des Tupels kann jedes der Elemente auftreten.
Für die Besetzung der zweiten Stelle sind nur noch
Möglichkeiten
vorhanden, für die Besetzung der dritten Stelle
Möglichkeiten.
Für die Besetzung
-ten Stelle gibt es schließlich
verschiedene Möglichkeiten. Die Anzahl an möglichen Tupeln ist
somit insgesamt gleich:
(3)¶
Da gilt, kann im Fall
die obige Formel
(3) als
geschrieben werden. Dieser Fall entspricht somit einer
Permutation der
Elemente beziehungsweise der Gleichung
(1). Im Fall
wird die Produktreihe vorzeitig
„abgeschnitten“.
Variationen mit Wiederholung
Wird aus einer Menge mit Elementen eine Anzahl an
Elementen entnommen, wobei jedes Element mehrfach vorkommen darf, so spricht man
von einer Variation mit Wiederholung. Jedes Ergebnis ist wiederum ein Tupel
.
An jeder Stelle des Tupels kann, wenn eine Wiederholung der Elemente möglich
ist, jedes der Elemente auftreten. Die Anzahl an möglichen Tupeln ist
somit gleich:
(4)¶
Beispiel:
Aus einer Liste mit
verschiedenen Zitaten wird jeden Tag nach einem Zufallsprinzip ein Zitat ausgewählt, um als „Zitat des Tages“ auf einer Homepage eingeblendet zu werden. Wie viele verschiedene Variationen der Zitate können in
Tagen auftreten?
An jedem der Tage sind
verschiedene Zitate möglich, denn es kann auch an zwei oder mehreren aufeinander folgenden Tagen das gleiche Zitat erscheinen. Innerhalb einer Woche gilt damit für die Anzahl an möglichen Zitatefolgen:
Innerhalb einer Woche können somit zehn Millionen verschiedene Anordnungen der Zitate auftreten.
Kombinationen¶
Bei einer Kombination wird aus einer Menge von -Elementen eine Auswahl
an
Elementen entnommen; dabei wird die Reihenfolge der entnommenen
Elemente nicht berücksichtigt.
Kombinationen ohne Wiederholung
Um Elemente in einer bestimmten Reihenfolge aus einer Menge mit
Elementen auszuwählen, gibt es, wie im Abschnitt Variationen
ohne Wiederholung besprochen,
Möglichkeiten. Hierbei wurde allerdings jede
Reihenfolge der
Elemente als eigene Möglichkeit angesehen. Soll die
Reihenfolge der entnommenen Elemente nicht berücksichtigt werden, so muss die
Gesamtzahl
durch die Anzahl der möglichen Anordnungen der
Elemente dividiert werden (also durch
).
Die sich ergebende Größe heißt Binomialkoeffizient und wird folgendermaßen dargestellt:
(5)¶
Die Werte der Binomialkoeffizienten lassen sich als so genanntes „Pascalsches
Dreieck“ anordnen. Da bei der Nummerierung der Zeilen und Spalten mit
beziehungsweise
begonnen wird, befindet sich der
Koeffizient
in der
-ten Zeile an der
-ten Stelle.
Jede Zahl ist die Summe der beiden darüber liegenden Zahlen. Die Werte Binomialkoeefizienten können somit rekursiv nach folgender Formel berechnet werden:
Beispiel:
Wie viele Möglichkeiten gibt es,
Kugeln aus einer Schale mit
durchnummerierten Kugeln zu entnehmen, wenn die Reihenfolge keine Rolle spielt?
Durch Einsetzen von
und
in Gleichung (5) erhält man:
Es gibt somit
verschiedene Möglichkeiten, aus zehn nummerierten Kugeln drei Stück auszuwählen.
Kombinationen mit Wiederholung
Wird aus einer Menge mit Elementen eine Anzahl an
Elementen entnommen, wobei jedes Element mehrfach vorkommen darf und die
Reihenfolge der entnommenen Elemente nicht berücksichtigt wird, so spricht man
von einer Kombination mit Wiederholung.[2] Hierfür gibt es folgende Anzahl an
Möglichkeiten:
(6)¶
Formal ist diese Formel mit der Binomialkoeffizienten-Gleichung
(5) identisch, wenn man durch
den Wert
ersetzt.
Beispiel:
Wie viele Möglichkeiten gibt es bei einem
-fachen Werfen eines Würfels mit
verschiedenen Seiten, wenn die Reihenfolge keine Rolle spielt?
Durch Einsetzen von
und
in Gleichung (6) erhält man:
Es gibt bei dreimaligem Werfen des Würfels somit
verschiedene Kombinationen an erhaltenen Werten.
Anmerkungen:
[1] | Auch geordnete Paare zweier Zahlen, beispielsweise die Koordinaten
![]() |
[2] | Da jedes Element mehrfach vorkommen darf, ist bei Kombinationen mit
Wiederholung auch ![]() |