Abbildungen, Funktionen, Relationen und Operationen¶
Abbildungen¶
Unter einer Abbildung aus einer Menge in eine Menge versteht man eine Teilmenge der Produktmenge .
ist somit eine Menge von geordneten Paaren mit und . Man sagt, dass durch die Abbildung das Element dem Element zugeordnet wird.[1] Die Mengen und können auch gleich sein.
Beispiel:
- Durch eine Abbildung kann beispielsweise jeder reellen Zahl ihre Quadratzahl zugeordnet werden. Es ist dann für alle .
Die Menge aller , für die ein existiert, nennt man Definitionsbereich der Abbildung; entsprechend nennt man die Menge aller , für die ein zugehöriges existiert, Wertebereich der Abbildung.
Inverse Abbildung
Unter einer inversen Abbildung (auch „Umkehrabbildung“ genannt) versteht man die Menge aller geordneten Paare , für die gilt.
Der Definitionsbereich der inversen Abbildung ist der Wertebereich der ursprünglichen Abbildung und umgekehrt; die inverse Abbildung der inversen Abbildung ist mit der ursprünglichen Abbildung identisch.
Verkettung von Abbildungen
Es sei eine Abbildung von in und eine Abbildung aus in . Eine Abbildung (gelesen: „ verkettet mit „) wird dann als Verkettung (Hintereinanderausführung) bezeichnet, wenn für alle geordneten Paare und gilt: .
Allgemein gilt für Verkettungen von Abbildungen zwar das Assoziativgesetz nicht, die Reihenfolge der Abbildungen ist also nicht vertauschbar; jedoch gilt das Assoziativ-Gesetz in folgender Form:
Für eindeutige Abbildungen (Funktionen) ist folgende Darstellung üblich:
Man nennt dabei die Funktion die innere Funktion und die äußere Funktion der Verkettung. Somit ist die Reihenfolge der Verkettung („ nach „) gut erkennbar.
Beispiel:
- Es sei sowie . Somit gilt .
Funktionen¶
Eine Abbildung aus in heißt eindeutig, wenn jedem höchstens ein zugeordnet wird. Eine derartige Abbildung wird Funktion genannt; man bezeichnet sie im Allgemeinen mit einem kleinen lateinischen Buchstaben.
Jedem im Definitionsbereich von wird somit genau ein Wert zugeordnet. Der Mathematiker Leonhard Euler hat hierfür die Schreibweise eingeführt. Dabei wird die Variable als Argument der Funktion bezeichnet, wird Funktionswert genannt.
Zwei Funktionen sind gleich, wenn sie für jedes den gleichen Funktionswert liefern, also für alle gilt.
Ist auch die inverse Abbildung einer Funktion eindeutig, so nennt man die Funktion (eindeutig) umkehrbar; die Funktion wird entsprechend als Umkehrfunktion bezeichnet. Sie entspricht der Menge an geordneten Paaren , für die gilt. Auch in diesem Fall ist der Definitionsbereich der Umkehrfunktion der Wertebereich der ursprünglichen Funktion und umgekehrt.
Funktionen sind insbesondere in der Analysis von zentraler Bedeutung.
Relationen¶
Eine Relation ist eine Abbildung aus einer Menge in die gleiche Menge . Von besonderer Bedeutung sind zweistellige Relationen, also Teilmengen von .
Wenn für ein geordnetes Paar gilt, so sagt man, dass und in der Relation zueinander stehen. In mathematischer Form schreibt man:
Beispiel:
Es sei und die „Kleiner als“-Relation . Dann gilt:
Alle durch die „Kleiner als“-Relation verknüpften Zahlen lassen sich als geordnete Paare darstellen:
Nach dem gleichen Prinzip lassen sich auch drei- und mehrstellige Relationen bilden, beispielsweise „ liegt zwischen und „.[2] Darüber hinaus gelten auch für Relationen die allgemeinen Eigenschaften von Abbildungen; beispielsweise kann eine Relation mit durch Bildung der entsprechenden Paare invertiert werden. Ebenfalls lassen sich zwei Relationen und zu einer einzigen Relation verketten.
Reflexivität, Symmetrie und Transitivität
Verschiedene Relationen lassen sich hinsichtlich drei charakteristischer Eigenschaften unterscheiden:
- Reflexivität:
Eine Relation in einer Menge heißt reflexiv, wenn jedes in Relation zu sich selbst steht, also für alle gilt:
Beispiele:
- Die „Kleiner/Gleich“-Relation ist für die Menge der reellen Zahlen reflexiv, denn es gilt für alle :
- Die „Kleiner“-Relation ist, ebenfalls bezogen auf die Menge der reellen Zahlen, nicht reflexiv.
- Symmetrie:
Eine Relation in einer Menge heißt symmetrisch, wenn für alle aus dem Zutreffen von auf auch das Zutreffen von auf folgt.[3]
Beispiel:
- Für alle Geraden und ist die Relation „ steht senkrecht auf “ symmetrisch.
- Transitivität:
Eine Relation in einer Menge heißt transitiv, wenn für alle aus dem Zutreffen von auf und dem Zutreffen von auf auch das Zutreffen von auf folgt.
Beispiel:
- Die Kleiner-Relation für reelle Zahlen ist transitiv, denn gilt für je drei beliebige reelle Zahlen sowie , so gilt ebenfalls .
Eine weitere wichtige Eigenschaft vieler Relationen ist die so genannte „Linearität“. Eine Relation in einer Menge heißt linear, wenn entweder oder gilt. Ein Beispiel hierfür ist die „Kleiner-Gleich“-Relation für reelle Zahlen , denn es gilt für alle stets entweder oder .
Ordnungs- und Äquivalenzrelationen
Zwei Relationstypen sind in der Mathematik von besonderer Bedeutung:
1.: Ordnungsrelationen:
Es gibt verschiedene Ordnungsrelationen; sie haben gemeinsam, dass sie transitiv sind, unterscheiden sich jedoch in ihren weiteren Eigenschaften.
Beispiel:
- Eine wichtige Ordnungsrelation ist die so genannte „reflexive Ordnung“, beispielsweise die „Kleiner/Gleich“-Relation für die reellen Zahlen. Sie ist reflexiv, antisymmetrisch, transitiv und linear.[4]
2.: Äquivalenzrelationen:
Äquivalenzrelationen sind Relationen, die sowohl reflexiv als auch symmetrisch und transitiv sind.
Beispiele:
- Die wohl wichtigste Äquivalenzrelation ist die Gleichheit-Relation („Identität“) zweier reeller Zahlen. Offensichtlich gilt für jede reelle Zahl : (Reflexivität); gilt zudem für zwei beliebige reelle Zahlen , so gilt auch (Symmetrie); gilt ferner für drei beliebige reelle Zahlen: und , so gilt ebenfalls (Transitivität).
- Die Kongruenz- und Ähnlichkeits-Relation zwischen geometrischen Körpern stellen ebenfalls Äquivalenzrelationen dar.
Durch eine Äquivalenz-Relation wird eine Menge in unterschiedliche Äquivalenz-Klassen zerlegt.[5] Jedes Element einer solchen Klasse heißt Repräsentant der Klasse und steht mit allen anderen Elementen der Klasse in der Relation , es gilt also für alle einer Äquivalenz-Klasse.[6]
Alle Repräsentanten werden als nicht voneinander verschieden betrachtet, es wird also davon abgesehen, dass sich die Elemente einer Äquivalenz-Klasse in gewissen Eigenschaften unterscheiden. Somit sind Äquivalenzrelationen charakteristisch für mathematische Abstraktionsprozesse: Eine Menge kann mit Hilfe einer Äquivalenzrelation in ein System von Äquivalenz-Klassen zerlegt werden. Diese Klassen treten somit an die Stelle ihrer Repräsentanten, die wiederum anhand ihrer entsprechenden Klasse „identifiziert“ werden.
Operationen¶
Durch eine (zweistellige) Operation werden Elemente einer Produkt-Menge in eindeutiger Weise auf je ein Element der Menge abgebildet. Mathematisch schreibt man hierfür:
Das jeweilige Zeichen wird dabei als Operationszeichen (oder kurz „Operator“) bezeichnet, und werden Operanden genannt.[7]
Beispiel:
- Durch die Operation der Addition (Operationszeichen: ) werden beispielsweise zwei natürliche Zahlen auf eine natürliche Zahl abgebildet.
Nach dem gleichen Prinzip lassen sich auch ein- oder mehrstellige Operationen als eindeutige Abbildungen von Elementen aus auf Elemente bilden.
Beispiele:
- Durch die einstellige Operation „Bildung von “ wird jede (reelle) Zahl auf eine gleich große, negative Zahl abgebildet.
- Durch die einstellige Operation „Bildung von “ wird jede (reelle) Zahl auf den Kehrwert der Zahl abgebildet.
Eine Operation nennt man unbeschränkt ausführbar, wenn sie für alle Elemente definiert ist; andernfalls nennt man sie beschränkt ausführbar. Im Bereich der natürlichen Zahlen beispielsweise ist die Addition eine unbeschränkt ausführbare, die Subtraktion hingegen eine nur beschränkt ausführbare Operation.
Eigenschaften von Operationen
Operationen können – je nach Operation und zugrunde liegender Menge – verschiedene Eigenschaften besitzen. Im folgenden werden mögliche Eigenschaften von zweistelligen Operationen aufgelistet, die entsprechend auch auf mehrstellige Operationen zutreffen können:
- Kommutativität:
Eine Operation in einer Menge heißt kommutativ genau dann, wenn für alle gilt:
Ein Beispiel für eine kommutative Operation ist die Addition in der Menge der natürlichen Zahlen.
- Assoziativität:
Eine Operation in einer Menge heißt assoziativ genau dann, wenn für alle gilt:
Ein Beispiel für eine assoziative Operation ist die Multiplikation in der Menge der reellen Zahlen.
- Distributivität:
Eine Operation heißt in einer Menge (linksseitig) distributiv bezüglich genau dann, wenn für alle gilt:
Ein Beispiel für eine distributive Operation mit den zwei Operatoren und ist folgende Verknüpfung dreier reeller Zahlen :
Anmerkungen:
[1] | In diesem Zusammenhang wird auch als „Urbild“ von beziehungsweise als „Bild“ von . |
[2] | Eine -stellige Relation entsprechend eine Teilmenge . |
[3] | Folgt im umgekehrten Fall aus dem Zutreffen von auf das Nicht-Zutreffen von auf , so nennt man die Relation antisymmetrisch. |
[4] | Gilt die Linearität nicht, so spricht man von einer reflexiven Halbordnung. Ein Beispiel hierfür ist die Teilbarkeitsrelation „ teilt “ für zwei natürliche Zahlen. |
[5] | Unter einer Zerlegung einer nichtleeren Menge versteht man ein System von nichtleeren, paarweise elementfremden Teilmengen von mit der Eigenschaft, dass die Vereinigungsmenge des Systems ist. Ebenfalls existiert zu jeder Zerlegung einer nichtleeren Menge in paarweise elementfremde Teilmengen auch eine Äquivalenz-Relation , durch die die Zerlegung von nach definiert ist. |
[6] | Äquivalenz-Klassen reeller Zahlen, die durch Gleichheits-Relation gebildet werden, bestehen jeweils aus genau einer Zahl, da jede Zahl nur mit sich selbst identisch ist. Zahlen können allerdings meist auf unterschiedliche Arten dargestellt werden; beispielsweise gilt Allgemein können Äquivalenz-Klassen beliebig viele Elemente beinhalten. Betrachtet man beispielsweise die Menge aller Fahrzeuge und die Relation „hat die gleiche Farbe wie“, so beinhalten die Äquivalenzklassen „rot“, „grün“, „blau“, usw. jeweils eine große Anzahl an Fahrzeugen. |
[7] | Bei speziellen Operationen haben die Operanden eigene Bezeichnungen; im Term bezeichnet man beispielsweise als Basis und als Exponent. |