Transistoren¶
Transistoren sind Halbleiter-Bauteile, die als Schalter, Regler und Verstärker vielerlei Anwendung finden.
Ein Transistor (Kurzwort für „transfer resistor“) kann, je nach Schaltungsart, tatsächlich wie ein elektrisch regelbarer Widerstand eingesetzt werden. Grundsätzlich ähnelt ein Transistor allerdings vielmehr einer Röhrentriode, weshalb er auch als „Halbleiter-Triode“ bezeichnet wird. Transistoren werden insbesondere verwendet, um Ströme zu schalten, zu verstärken oder zu steuern.
Im Elektronik-Selbstbau werden häufig so genannte „bipolare“ Transistoren eingesetzt. Diese bestehen aus drei Halbleiterschichten, wobei je nach Reihenfolge der Dotierungen zwischen - und -Transistoren unterschieden wird. Die drei an den Halbleiterschichten angebrachten Anschlüsse eines bipolaren Transistors werden Kollektor , Basis und Emitter genannt.[1]
Neben den bipolaren Transistoren gibt es auch „unipolare“ Feldeffekttransistoren (FETs), die im Hobby-Bereich meist zum Steuern größerer Stromstärken genutzt werden. In großen Stückzahlen bilden sie darüber hinaus die wichtigsten Bestandteile von integrierten Schaltkreisen, beispielsweise Operationsverstärkern oder Mikroprozessoren.
npn-Transistoren¶
Ein -Transistor besteht aus drei aufeinander folgenden Halbleiter-Schichten, wobei die beiden äußeren eine negative und die mittlere Schicht eine positive Dotierung aufweisen. Der Aufbau entspricht einem doppelten n-p-Übergang; nach außen sind die drei Schichten mit metallischen Anschluss-Kontakten verbunden.[2]
Gewöhnlich verläuft der zu steuernde Hauptstrom zwischen dem Kollektor und dem Emitter . Die Wirkungsweise des Transistors wird dabei durch die Stromstärke bestimmt, die durch die Basis zum Emitter fließt:
- Fließt durch die Basis kein Strom, so ist die Kollektor-Emitter-Strecke des Transistors gesperrt. In seiner Wirkung entspricht er dabei einem unendlich großen Widerstand beziehungsweise einem geöffneten Schalter.
- Fließt ein schwacher Strom durch die Basis , so wird die Kollektor-Emitter-Strecke leitfähig; es wird also ein Vielfaches des Basis-Stroms durch die Kollektor-Emitter-Strecke durchgelassen. Je nach Art der Transistor-Schaltung entspricht die Wirkungsweise des Transistors einem elektrisch regelbaren Widerstand oder einer leitenden Verbindung (fast) ohne Widerstand.
Da Transistoren sehr hohe Schaltfrequenzen (rund , teilweise sogar noch mehr) zulassen, können beispielsweise auch niedrig-frequente Spannungsimpulse eines Audio-Eingangs ( durch Anlegen an die Basis eines Transistors auf dem erheblich größeren Kollektor-Emitter-Strom abgebildet beziehungsweise verstärkt werden:[3]
(1)¶
Der Verstärkungsfaktor eines einzelnen Transistors liegt, je nach Bauart, bei rund ; beispielsweise kann bei einem Transistor mit einem Verstärkungsfaktor von ein Basis-Strom von einen Kollektor-Emitter-Strom von maximal steuern.
Ist der durch die Basis fließende Strom groß genug, so ist der Transistor „in Sättigung“ – zwischen Kollektor und Emitter fließt entsprechend der maximal mögliche (durch die restliche Schaltung vorgegebene) Strom; eine Verstärkung des Basis-Stroms führt zu keiner weiteren Erhöhung des Kollektor-Emitter-Stroms. Der Transistor wirkt bei Anlegen derartiger Basis-Spannungen vielmehr wie ein Schalter.
pnp-Transistoren¶
Ein -Transistor besteht ebenfalls aus drei aufeinander folgenden Halbleiter-Schichten, wobei die beiden äußeren eine positive und die mittlere Schicht eine negative Dotierung aufweisen.
Da die Schichten eines -Transistors im Vergleich zu einem -Transistor eine genau umgekehrte Dotierung aufweisen, müssen auch die Ströme in die entgegengesetzte Richtung fließen. Im Schaltzeichen ist dies dadurch gekennzeichnet, dass der Pfeil nicht von der Basis weg, sondern zur Basis hin zeigt.
Hierzu gibt es folgende Merksprüche:
- -Transistor:
- „NPN means ‚Not Pointing iN‘“, oder„Naus, Pfeil ‚Naus!“
- -Transistor:
- „PNP heißt ‚Pfeil Nach Platte‘“, oder„Tut der Pfeil der Basis weh, handelt sich’s um PNP“
Entsprechend sind auch der Kollektor- und der Emitter-Anschluss eines -Transistors im Vergleich zu einem -Transistor vertauscht. Die Besonderheit von -Transistoren gegenüber -Transistoren liegt darin, dass man zum Freischalten der Kollektor-Emitter-Strecke keinen Stromfluss in die Basis hinein (und aus dem Emitter hinaus) verursachen muss, sondern vielmehr einen Stromfluss (vom Emitter kommend) aus der Basis heraus zulassen muss.
Ströme und Spannungen bei bipolaren Transistoren¶
In der folgenden Abbildung sind die für einen Transistor relevanten Ströme und Spannungen explizit für die üblichere Transistor-Variante, nämlich einen -Transistor eingezeichnet:[4]
Für die Spannung zwischen Basis und Kollektor und der Basis-Stromstärke gilt im Wesentlichen die gleiche Beziehung wie zwischen zwischen Spannung und Strom an einer Diode. Ab einem bestimmten Grenzwert (bei normalen Transistoren rund ) steigt die Basis-Stromstärke mit einer zunehmenden Spannung sehr schnell an. Um einen Transistor steuern zu können, muss also die Basis-Stromstärke gezielt begrenzt werden.[5]
Stromstärken bei einem -Transistor
Für den Zusammenhang zwischen den Stromstärken und ist es für viele Anwendungen ausreichend, einen konstanten Verstärkungsfaktor anzunehmen; dieser Wert kann üblicherweise dem Datenblatt des Transistors entnommen werden. Ein Verstärkungsfaktor von bedeutet beispielsweise, dass ein Basis-Strom von mit einer Stärke von einen Kollektor-Emitter-Strom zur Folge hat. Was passiert nun allerdings, wenn bei einer ansonsten unveränderten Schaltung plötzlich der Anschluss des Kollektors gekappt wird? Es können dann nicht mehr in den Kollektor hinein fließen.
Man kann feststellen, dass sich in diesem Fall auch die Stromstärke durch die Basis verändert: Die Basis-Emitter-Strecke und die Kollektor-Emitter-Strecke bilden gewissermaßen eine gemeinsame Diode, allerdings mit einem festem Stromteiler. Wird die eine Seite des Stromteilers nicht mit Strom versorgt, so muss der gesamte Strom durch die andere Seite fließen. Bei einer ansonsten unveränderten Schaltung fließen somit nicht mehr durch die Basis, sondern plötzlich . Der Verstärkungsfaktor beschreibt somit vielmehr den auftretenden Emitterstrom, der sich gewöhnlich so aufteilt, dass nur von der Basis bezogen wird, und der restliche Strom vom Kollektor kommt (solange dort Strom zur Verfügung steht).
Spannungen bei einem -Transistor
Der Wert der Spannung entlang der Kollektor-Emitter-Strecke hängt von der Verwendungsweise des Transistors ab.
Wird der Transistor als Schalter verwendet, so ist dessen Widerstand bei einem fehlenden Basis-Strom unendlich groß; an der -Strecke des Transistors fällt somit die komplette von außen anliegende Spannung ab – solange der Transistor nicht „durchbricht“, was je nach Transistor-Typ ab Spannungen von etwa der Fall sein kann.
Wird der Transistor durch einen ausreichend hohen Basis-Strom hingegen voll durchgeschaltet, so würde bei einem idealen Transistor entlang der -Strecke überhaupt keine Spannung abfallen. In der Praxis stellt man bei realen Transistoren allerdings einen Spannungsabfall von minimal fest.
Allgemein hängt der Spannungsabfall an der -Strecke von der äußeren Schaltung ab. Dies kann man anhand der folgenden (idealisierten) Schaltung erkennen:
Der Spannungsabfall entlang der -Strecke wird sowohl durch als auch durch beeinflusst. Am Widerstand fällt nämlich die Spannung ab. Die an der -Strecke des Transistors abfallende Spannung beträgt demnach . Ist beispielsweise und , so ergibt sich am Widerstand ein Spannungsabfall von und entsprechend ein Spannungsabfall an der -Strecke von .
Ein bipolarer Transistor sollte also, wie das obige Beispiel zeigt, weniger als ein variabler Widerstand als vielmehr als eine regelbare Stromquelle aufgefasst werden: Während bei einem Potentiometer der Widerstand (also das Verhältnis aus der anliegenden Spannung und der resultierenden Stromstärke) reguliert werden kann, kann bei einem bipolaren Transistor ausschließlich die Stromstärke aktiv geregelt werden; die entsprechende Spannung entlang der -Strecke stellt der Transistor automatisch ein.
Bauteil-Schwankungen
Bei einem bipolaren Transistor wird, wie im letzten Abschnitt beschrieben, ein Last-Strom mittels eines Steuer-Stroms gesteuert. Der Verstärkungsfaktor , der das Verhältnis dieser beiden Ströme angibt, weist allerdings auch bei gleichen Transistor-Typen von Bauteil zu Bauteil teilweise erhebliche Unterschiede auf.
Mittels (meist billigeren) Multimetern lässt sich der Verstärkungsfaktor
eines Transistors einfach bestimmen, da diese über eine entsprechende
eingebaute Funktion verfügen. In der Praxis wird diese Funktion nämlich nicht
oft verwendet, beispielsweise weil der Verstärkungsfaktor stark
frequenzabhängig ist (Transistoren verstärken bei niedrigen Frequenzen meist
bessr als bei höheren). Um einen Transistor zu charakterisieren, genügt daher
ein einzelner Zahlenwert nicht. Da eine derartige Mess-Schaltung aber recht
simpel ist, lässt sich eine Verstärkungs-Mess-Funktion (oft auch als
h_{\mathrm{FE}}
bezeichnet) gut als Zusatz-Feature vermarkten.
Den in Europa häufig als Standard verwendeten BC547-Transistor gibt beispielsweise in drei Verstärker-Klassen: , und . Aus einem Datenblatt kann man für den BC547-Transistor damit folgende Werte-Bereiche für den Verstärkungsfaktor entnehmen:
BC547A
:BC547B
:BC547C
:
Da der konkrete Wert des Stromverstärkungsfaktors variieren kann, sollten Transistor-Schaltungen möglichst so konzipiert sein, dass sie bezüglich Abweichungen dieses Parameters unempfindlich sind.
Kennlinien-Felder von Transistoren
Um das Verhalten eines Transistors in einer Schaltung planen zu können, sollte man einen groben Wert für den Stromverstärkungsfaktor , den maximal erlaubten Kollektorstrom , die maximale Kollektor-Emitterspannung sowie die maximale Verlustleistung kennen.
Möchte man einen Transistor allerdings nicht als Schalter, sondern als Verstärker betreiben, so genügen einzelne Werte oft nicht zur Charakterisierung eines Transistors. Weitaus nützlicher sind sogenannte „Kennlinienfelder“, in denen der Kollektor-Strom als Funktion der Kollektor-Spannung angegeben wird. Dieser Zusammenhang ist abhängig von der Stromstärke durch die Basis des Transistors, so dass es in einem Kennlinienfeld nicht nur eine, sondern mehrere Kennlinien gibt.
Alle Kennlinien haben (unabhängig vom Basis-Strom ) gemeinsam, dass der Strom gleich Null ist, wenn keine Spannung zwischen dem Kollektor und dem Emitter anliegt. Je größer die Spannung wird, desto größer wird auch der Strom durch den Transistor. Der Wert von ist allerdings nach oben hin begrenzt, da schließlich eine Sättigung eintritt – dies ist gleichbedeutend damit, dass der Transistor voll durchschaltet.[6]
Eine zweite wichtige Kennlinie gibt den Kollektor-Emitter-Strom in Abhängigkeit von der Basis-Emitter-Spannung an. Hierfür wird für meist eine logarithmische Skalierung gewählt. Die Gerade, die sich in einem solchen Diagramm ergibt, entspricht einer (logarithmisch skalierten) Dioden-Kennlinie.
Mittels einer solchen Kennlinie kann abgeschätzt werden, welcher -Strom bei einer bestimmten an der Basis anliegenden Spannung auftritt. Ebenso kann man mit Hilfe dieses Diagramms ungefähr abschätzen, wie groß der Basis-Strom bei einer bestimmten Basis-Spannung ist, indem man den Kollektor-Strom durch den (ebenfalls geschätzten) Stromverstärkungsfaktor des Transistors dividiert.
Wirklich exakte Werte darf man nicht erwarten, wenn man sich an den Kennlinien eines Transistors orientiert; dies wäre auch kaum sinnvoll, da die einzelnen Exemplare eines Transistor-Typs, wie im letzten Abschnitt beschrieben, erhebliche Schwankungen aufweisen können.
Anmerkungen:
[1] | Im Englischen wird die Basis in Anlehnung an das Gitter einer Röhrentriode als „gate“ bezeichnet. |
[2] | Die schematische Darstellung in der Abbildung Innerer Aufbau eines npn-Transistors ist insofern stark vereinfacht dargestellt, als dass ein -Transistor in der Realität nicht symmetrisch ist: Die Halbleiterschicht zwischen Kollektor und Basis ist wesentlich dünner als als diejenige zwischen der Basis und dem Emitter-Ausgang; zudem sind die einzelnen Bereiche in reellen Transistoren anders angeordnet und unterscheiden sich in ihren Dotierungen. Letztlich kann nur der Basis-Emitter-Übergang als „echte“ Diode angesehen werden, wenn auch mit einer nur geringen Durchbruchspannung. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass man einen -Transistor nicht „umgekehrt“, also mit Stromflüssen von der Basis beziehungsweise vom Emitter zum Kollektor hin betreiben sollte. Dies ist zwar prinzipiell möglich, allerdings verhält sich der Transistor so nur wie ein sehr schlechter Transistor mit einem sehr geringen Verstärkungsfaktor und einem sehr starken Rauschen. Der doppelte -Übergang lässt sich auch nicht mittels zweier Dioden nachbauen. Eine (ebenfalls vereinfachte) Vorstellung ist vielmehr, dass die sehr dünne mittlere Schicht mittels eines Stromflusses durch die Basis mit freien Ladungsträgern „geflutet“ werden kann und der Transistor somit insgesamt leitfähig wird. |
[3] | In Wirklichkeit ist der Verstärkungs-Faktor nicht konstant, sondern beispielsweise von der Frequenz des an der Basis anliegenden Eingang-Signals abhängig. Für einfache Anwendungen ist die Annahme eine konstanten Verstärkungsfaktors jedoch ausreichend. |
[4] | Auf die Begrenzung des Basis-Stroms sollte gut geachtet werden, da zu hohe Basis-Ströme die Lebenszeit eines Transistors erheblich verkürzen. Transistoren werden zudem oftmals nicht schlagartig zerstört, sondern verändern bei Überlastung zunehmend ihre Bauteil-Parameter, so dass sie sich im Lauf der Zeit immer weniger wie ein „normaler“ Transistor verhalten. Derartige Fehler sind in der Praxis oftmals nur schwer zu finden. |
[5] | Bisweilen werden die Ströme und auch kurz mit beziehungsweise bezeichnet, da beide Ströme ohnehin stets beim Emitter abfließen. |
[6] | Eine einfache Möglichkeit die Basis-Stromstärke zu begrenzen ist – wie bei LEDs – die Verwendung eines Vorwiderstands. Hat man beispielsweise eine Spannung von anliegen und möchte den Basis-Strom auf maximal maximal begrenzen, so wäre dafür ein Vorwiderstand mit einem Wert von geeignet.[7] |
[7] | Hat man einen anderen Basis-Strom als im Kennlinienfeld angegeben ist, so kann man dennoch die dazugehörige Linie anhand der übrigen Linien mittels Interpolation abschätzen. Aus dem flachen Berech des Kennlinienfelds kann auch in grober Näherung der Stromverstärkungs-Faktor des Transistors abgelesen werden; die Vorstellung eines einzelnen solchen Werts gilt schließlich in erster Linie für den Fall, dass der Transistor voll durchschaltet. |
Hinweis
Transistoren werden in diesem Tutorial unter anderem in den Abschnitten Transistor-Grundschaltungen und Kipp-Schaltungen verwendet.