Kipp-Schaltungen¶
Die bistabile Kippschaltung¶
Eine bistabile Kippschaltung (auch „Flip-Flop“ genannt) hat zwei stabile Zustände, zwischen denen durch Betätigung eines Schalters hin- und hergewechselt werden kann.[1]
Wird der Hauptschalter im Schema einer bistabilen Kippschaltung geschlossen, so fließen schwache Ströme über die (starken) Widerstände und zu den Basis-Anschlüssen der Transistoren und .[2] Welcher der Transistoren dabei als erster schaltet, hängt von den konkreten Bauteil-Eigenschaften ab.
- Schaltet der Transistor , so wird seine Kollektor-Emitter-Strecke leitend. Damit fließt ein starker Strom, der im Wesentlichen durch den Vorwiderstand der LED begrenzt wird, zum Minuspol der Stromquelle. Da kein Strom mehr durch den Widerstand fließt, sperrt der Transistor .[3] Der schwache Strom, der über den Widerstand zur Basis von fließt, ist zwar zum Schalten des Transistors ausreichend, genügt jedoch nicht, um die Leuchtdiode aufleuchten zu lassen.
- Betätigt man den Schalter , so fließt ein größerer Strom durch den (mittelstarken) Widerstand zur Basis von als durch den starken Widerstand zur Basis von . Der Transistor schaltet somit durch, seine Kollektor-Emitter-Strecke wird leitend. Dadurch fließt kein Strom mehr durch den Widerstand ; der Transistor sperrt. Dieser Zustand bleibt auch erhalten, wenn der Schalter wieder geöffnet wird.
- Wird der Schalter betätigt, so fließt in umgekehrter Weise ein größerer Strom durch den (mittelstarken) Widerstand zur Basis von als durch den starken Widerstand zur Basis von . In diesem Fall schaltet wieder der Transistor durch und sperrt gleichzeitig den Transistor .
Werden die Schalter und mit den unteren Querleitungen statt den oberen verbunden, so kann durch Betätigung von der Transistor mitsamt dem linken Verbraucher-Stromkreis (Leuchtdiode mit Vorwiderstand ) und durch Betätigung von der Transistor mitsamt dem rechten Verbraucher-Stromkreis (Leuchtdiode mit Vorwiderstand ) aktiviert werden.
In der Digitaltechnik werden bistabile Kippschaltungen beispielsweise als elektronische Datenspeicher verwendet – je Flip-Flop kann genau ein Bit an Information gespeichert werden. Auch in Quarzuhren und Mikrochips kommen bistabile Kippschaltungen zum Einsatz; anstelle der mechanischen Schalter werden hierbei stets elektrische Signale zum Schalten genutzt.
Die astabile Kippschaltung¶
Eine astabile Kipp-Schaltung (auch „Multivibrator“ genannt) hat keinen stabilen Zustand; sie kippt zwischen zwei Zuständen ständig hin und her.[4]
Wird der Hauptschalter im Schema einer astabilen Kippschaltung geschlossen, so laden sich die beiden
(Elektrolyt-)Kondensatoren und gemäß der eingezeichneten
Polung auf. Grund dafür sind die ungleich großen Widerstandswerte und der symmetrischen Schaltungsanordnung: Da die
Widerstandswerte und gewöhnlich um etliche
Größenordnungen kleiner sind als bzw. , laden sich die
Kondensatoren auf der mit dem +
-Zeichen versehenen Seite positiv auf.
Sind die Kondensatoren und voll geladen, so kann kein weiterer Strom durch sie fließen. Es treten daher nur Ströme durch die Widerstände und zu den Basis-Anschlüssen der Transistoren und auf, die sich jeweils noch im sperrenden Grundzustand befinden.
Welcher der beiden Transistoren und durch die Basis-Ströme als erster schaltet, kann beim Aufbau der Schaltung zunächst nicht vorhergesagt werden – da die Schaltung aus zwei baugleichen Hälften besteht, entscheiden kleine Abweichungen der Bauteile von ihren Sollwerten darüber, auf welcher Seite der Einschaltvorgang schneller verläuft.
Schaltet der Transistor , so wird seine Kollector-Emitter-Strecke leitend. Hierdurch leuchtet einerseits die LED auf, andererseits fließt die Ladung von der
+
-Seite des Kondensators augenblicklich durch die nun leitende Kollektor-Emitter-Strecke („Kurzschluss“!) von zum Minuspol der Stromquelle ab; dadurch sinkt die Spannung am Kondensator auf ab. Der Kondensator ist allerdings ebenso mit der Basis des Transistors verbunden, so dass auch diesem plötzlich die zum Durchschalten notwendige positive Spannung an seiner Basis fehlt – der Transistor sperrt also, und die LED bleibt dunkel.Nach der oben beschriebenen Entladung wird der Kondensator wieder über durch den schwachen Stromfluss über den großen Widerstand langsam in die umgekehrte Richtung aufgeladen; es baut sich im Kondensator also langsam eine Spannung in umgekehrter Richtung, also von der
-
-Seite zur+
-Seite auf. Erreicht diese Spannung, die ebenso am unmittelbar verbundenen Transistor anliegt, einen ausreichend hohen Wert (etwa ), so schaltet der Transistor .Schaltet der Transistor , so wird dessen Kollector-Emitter-Strecke leitend, und die LED leuchtet auf. Gleichzeitig fließt die positive Ladung von der
+
-Seite des Kondensators durch die Kollektor-Emitter-Strecke von zum Minuspol der Stromquelle ab. An beiden Seiten des Kondensators liegt daher unmittelbar eine Spannung von an, so dass der mit der-
-Seite des Kondensators verbundene Transistor sperrt und die LED ausgeht; der Kondensator wird dadurch wieder in der ursprünglichen Richtung aufgeladen.
Die Frequenz, mit der das Hin- und Herwechseln zwischen beiden Schaltungszuständen erfolgt, hängt von der Kapazität der beiden Kondensatoren und sowie von den Widerstandswerten und ab. Bei großen Kapazitäten bzw. großen Ladewiderständen erfolgt der Blinker-Wechsel nur langsam („Baulicht-Schaltung“); bei kleinen Kapazitäten und geringen Ladewiderständen kann die Frequenz durchaus auch einige oder sogar betragen.
Da die Ströme, die durch die LEDs bzw. fließen, auch anderweitig abgegriffen werden können, eignen sich astabile Kippschaltungen unter anderem als Taktgeber und Ton- beziehungsweise Signalgeneratoren.
Die monostabile Kippschaltung¶
Eine monostabile Kippschaltung (auch „Mono-Flop“ genannt) hat nur einen stabilen Zustand. Durch Betätigung eines Schalters kann sie in einen anderen Zustand versetzt werden, wobei sie nach einer gewissen Zeit wieder in den stabilen Grundzustand zurückkehrt. In der Praxis ist eine derartige Schaltung zur Hälfte aus einer bistabilen Kippschaltung und zur Hälfte aus einer astabilen Kippschaltung aufgebaut.
Wird der Hauptschalter im Schema einer monostabilen Kippschaltung geschlossen, so lädt sich der (Elektrolyt-)Kondensator gemäß der eingezeichneten Polung auf; ist der Kondensator geladen, kann kein weiterer Strom durch ihn fließen. Durch den Widerstand fließt dann ein stärkerer Strom als durch die Leuchtdiode mitsamt Vorwiderstand und den in Reihe geschaltenen, großen Widerstand . Somit schaltet im Grundzustand der Transistor , die Leuchtdiode leuchtet auf.
Betätigt man den Schalter , so fließt ein größerer Strom durch den (schwachen) Widerstand zur Basis von als durch den starken Widerstand zur Basis von . Der Transistor schaltet somit durch, seine Kollektor-Emitter-Strecke wird leitend. Dadurch leuchtet einerseits die Leuchtdiode auf. Der Kondensator wird dadurch schlagartig entladen; auf beiden Seiten liegt dadurch unmittelbar eine Spannung von an. Der mit dem Kondensator verbundene Transistor sperrt dadurch.
Durch den Widerstand wird der Kondensator anschließend langsam in die umgekehrte Richtung aufgeladen. Erreicht die sich dadurch aufbauende Spannung einen ausreichend hohen Wert (etwa ), so schaltet der Transistor wiederum und die Leuchtdiode leuchtet auf. Da die Kollektor-Emitter-Strecke des Transistors leitend ist (und somit unmittelbar mit dem Minus-Anschluss der Stromquelle verbunden ist), kann kein Strom mehr durch den Widerstand mehr zum Transistor fließen – dieser sperrt also, und die Leuchtdiode erlischt. Die Schaltung kehrt somit in ihren Grundzustand zurück.
Wie lange die Schaltung im instabilen Zustand bleibt, hängt von der Kapazität des Kondensators sowie vom Widerstandswert ab. Je größer die Kapazität bzw. je größer der Ladewiderstand ist, desto langsamer erfolgt der Blinker-Wechsel.
Ein bekanntes Beispiel für eine monostabile Kippschaltung ist das so genannte „Treppenlicht“, das nach Betätigung eines Schalters aufleuchtet und nach einer Weile von selbst wieder abschaltet. Darüber hinaus werden monostabile Kippschaltungen als Impulsgeneratoren verwendet; anstelle des mechanischen Schalters werden dabei elektrische Spannungssignale zum Umschalten genutzt.
Anmerkungen:
[1] | Man kann in die abgebildete Schaltung Schema einer bistabilen Kippschaltung zusätzlich eine gewöhnliche Diode noch vor der Verzweigung, also unmittelbar in Reihe mit der Stromquelle einbauen; das gleiche gilt für die folgenden Kippstufen. Dies ist zwar nicht erforderlich, stellt jedoch einen Verpolungs-Schutz dar, falls die Batterie falsch herum eingebaut wird. Die Diode als „elektronische Einbahnstraße“ verhindert in diesem Fall eine mögliche Beschädigung der Transistoren. Ebenso kann man sich einen der beiden -Widerstände sparen, indem man den anderen noch vor den Verzweigungen, also unmittelbar in Reihe mit der Stromquelle schaltet; die Aufgabe dieses Widerstands liegt lediglich darin, die eingebauten LEDs vor zu hohen Stromstärken zu schützen. |
[2] | Um die Symmetrie der Anordnung zu betonen und die Schaltung übersichtlicher zu machen, ist der linke Transistor im Spiegelbild gezeichnet. |
[3] | Der Widerstand ist in der Abbildung Funktionsweise einer bistabilen Kippsschaltung (Bild oben links) über die leitende Kollektor-Emitter-Strecke gleichermaßen mit dem Minuspol der Stromquelle kurzgeschlossen. |
[4] | Für einen konkreten Schaltungsaufbau sind beispielsweise folgende Bauteile geeignet: , , und |