Ungleichungen¶
Sind zwei Terme und durch die Kleiner-als-Relation oder die Größer-als-Relation miteinander verbunden, so spricht man von einer Ungleichung.[1]
(1)¶
Für Ungleichungen gilt ebenso wie für Gleichungen, dass man durch Belegung der Variablen mit konkreten Werten eine wahre oder falsche Aussage erhält. Die Definitionsmenge einer Ungleichung ist, sofern durch die Terme und keine Einschränkung vorgegeben ist, gleich der Menge der reellen Zahlen.
Ungleichungen können keine, eine, mehrere oder unendlich viele Lösungen haben. Im Allgemeinen besteht die zu bestimmende Lösungsmenge aus so genannten Intervallen, also aus Teilbereichen von . Jedes Intervall hat eine untere Grenze und eine obere Grenze und umfasst somit alle Zahlen , die zwischen diesen Grenzen liegen.
Intervalle lassen sich auf einfache Weise durch eckige Klammern angeben. Je nachdem, ob die Grenzen eines Intervalls noch zum Intervall gehören sollen oder nicht, unterscheidet man folgende Fälle:
- Für ein geschlossenes Intervall gilt .Man schreibt dafür .
- Für ein halboffenes Intervall gilt entweder oder .Man schreibt dafür beziehungsweise .
- Für ein offenes Intervall gilt .Man schreibt dafür .
Lösen von Ungleichungen
Ungleichungen lassen sich ebenso wie Gleichungen durch schrittweises Umformen lösen. Auch hierfür spielen äquivalente Umformungen eine wesentliche Rolle. Beispielsweise lassen sich die linke und die rechte Seite einer Ungleichung vertauschen, wenn gleichzeitig auch das Relationszeichen „umgedreht“ wird:
Termumformungen, die sich nur auf eine Seite einer Gleichung auswirken, beispielsweise Zusammenfassen und Ausmultiplizieren beziehungsweise Ausklammern von Summentermen sowie Kürzen und Erweitern von Bruchtermen, dürfen ohne Änderung des Relationszeichens jederzeit vorgenommen werden.
Eine Ungleichung bleibt zudem unverändert, wenn man auf beiden Seiten einen beliebigen Term addiert oder subtrahiert.
Multipliziert oder dividiert man eine Gleichung mit beziehungsweise durch einen Term , so muss zum einen – wie bei Gleichungen – auf die Bedingung geachtet werden, da ansonsten zusätzliche Lösungen hinzukommen beziehungsweise ursprünglich gültige Lösung verschwinden können. Zum anderen ist zu beachten, dass das Relationszeichen umgedreht werden muss, wenn ist. Somit gilt:
beziehungsweise
Werden neben den vier grundlegenden Rechenoperationen (Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division) weitere Rechenoperationen (beispielsweise Potenzieren, Wurzelziehen oder Logarithmieren) angewendet, so sind wiederum zusätzliche Überlegungen nötig.
Lineare Ungleichungen¶
Eine Ungleichung heißt linear, wenn sie in folgender allgemeiner Form dargestellt werden kann:
(2)¶
Beispiel:
Für welche -Werte gilt die folgende Ungleichung?
Zunächst wird die Gleichung in die allgemeine Form gebracht:
Da in diesem Fall der Koeffizient positiv ist, folgt mit für die Lösung :
Die Ungleichung ist somit für alle -Werte kleiner als erfüllt.
Löst man eine lineare Ungleichung mit Papier und Bleistift, so kann es einfacher sein, alle -Terme auf die eine Seite und alle anderen Terme auf die andere Seite zu sortieren und anschließend die Ungleichung durch den Koeffizienten des -Terms zu teilen. Dies funktioniert jedoch einerseits nur bei linearen Ungleichungen, andererseits verlangen auch Computer-Algebra-Systeme wie Sympy teilweise explizit die in Gleichung (2) angegebene Darstellung.
Quadratische Ungleichungen¶
Eine Ungleichung heißt quadratisch, wenn sie in folgender allgemeiner Form dargestellt werden kann:
(3)¶
Um eine quadratische Ungleichung zu lösen, zerlegt man den Term auf der linken Seite, sofern möglich, in ein Produkt aus zwei Linearfaktoren. Dieses Produkt kann nur dann negativ sein, wenn beide Faktoren unterschiedliche Vorzeichen haben. Mittels zweier Fallunterscheidung wird also geprüft, für welche -Werte jeweils ein Linearfaktor positiv und der andere negativ ist; die Lösung der quadratischen Ungleichung ist dann die Vereinigungsmenge beider Teillösungen.
Lässt sich der Term auf der linken Seite nicht in Linearfaktoren zerlegen, so ist die Ungleichung entweder für alle -Werte wahr oder für alle -Werte falsch. Welcher Fall zutrifft, lässt sich durch ein probeweises Einsetzen eines beliebigen -Wertes leicht ermitteln.
Betragsungleichungen¶
Ungleichungen, die einen in Betragszeichen stehenden Term enthalten, erfordern eine Fallunterscheidung hinsichtlich dieses Terms:
- Für alle -Werte, die als Bedingung erfüllen, können die Betragsstriche durch runde Klammern ersetzt werden.
- Für alle -Werte, die zur Folge haben, werden die Betragsstriche durch runde Klammern ersetzt und mit multipliziert.
Nach dieser Fallunterscheidung wird die verbleibende Ungleichung gelöst. In beiden Fällen ist die Teil-Lösungsmenge gleich der Schnittmenge aus der Menge an -Werten, für die beziehungsweise ergibt, und der jeweiligen Lösung der resultierenden Ungleichung. Die Gesamt-Lösungsmenge ist schließlich gleich der Vereinigungsmenge beider Teil-Lösungsmengen.
Bruchungleichungen¶
Jede Bruchungleichung kann in eine der zwei folgenden Formen gebracht werden:
(4)¶
Im ersten Fall ist nur dann eine Lösung möglich, wenn und beide positiv oder beide negativ sind. Im zweiten Fall muss entweder negativ und positiv sein, oder umgekehrt positiv und negativ. Führen die sich ergebenden Fallunterscheidungen zu keinem Ergebnis, so ist die Ungleichung nicht lösbar.
Beispiel:
Für welche -Werte gilt die folgende Ungleichung?
Zunächst wird die Gleichung in die allgemeine Form (4) gebracht:
Die erste Möglichkeit, dass die Ungleichung erfüllt wird, besteht darin, dass der Zähler positiv und der Nenner negativ ist. Dabei muss gelten:
Die erste Teillösung lautet somit , da nur diese -Werte beide Bedingungen gleichzeitig erfüllen.
Die zweite Möglichkeit, dass die Ungleichung erfüllt wird, besteht darin, dass der Zähler negativ und der Nenner positiv ist. Dabei muss gelten:
Die zweite Teillösung lautet somit , da nur diese -Werte beide Bedingungen gleichzeitig erfüllen.
Die Gesamt-Lösung ist gleich der Vereinigungsmenge beider Teillösungen, also .
Ebenso wäre es möglich, die ursprüngliche Gleichung mit dem Nenner des Bruchterms zu multiplizieren; hierbei muss jedoch ebenso mittels einer Fallunterscheidung geprüft werden, für welche -Werte der Nenner positiv beziehungsweise negativ ist; anschließend muss die sich ergebende Ungleichung mittels weiterer Fallunterscheidungen gelöst werden. Der insgesamte Rechenaufwand wird durch dieses Verfahren also meist nicht verringert.
Anmerkungen:
[1] | Eine Ungleichung der Form stellt eine Vereinigung der Fälle und dar. Entsprechendes gilt für Ungleichungen mit der Größer-als-Relation . |
Hinweis
Zu diesem Abschnitt gibt es Übungsaufgaben.